Meine Welt des Schreibens und Verarbeitens 

In der Schulzeit habe ich immer wieder die Rückmeldungen bekommen, wie fesselnd ich schreibe. So richtig angekommen ist es aber lange nicht bei mir. Ganz aufeinmal stand dieses Thema im Raum, so präsent und fing mich ein. Ab da habe ich diesen Gedanken nicht mehr abschalten können und fing an, ohne einen Plan und ohne konkrete Vorstellungen loszuschreiben. Ich realisierte, wie gut es tat, meine Gedanken zu sortieren, zu Papier zu bringen, zu verarbeiten. Bin ich heute im Krankenhaus oder wurde operiert, habe ich ein explodierendes kreatives Chaos im Kopf. Tausend Tabs offen, verschiedene Situationen und Gedanken, die ich sofort aufschreiben muss. Im Krankenhaus denke ich in der Art, wie ich schreibe. Es fühlt sich so an, als ob eine Hand in meinem Kopf mitschreibt. 
Ich notiere immer alles sofort in meine Notizen-App, muss es dann aber einige Zeit stehen lassen. Manchmal ein paar Stunden, manchmal Tage bis hin zu Wochen. Gerade bei traumatischen Erinnerungen brauche ich deutlich länger Zeit, bis ich mich darauf einlassen kann, mich noch einmal in die Situation einzufühlen. 
Es kommt immer der Moment, in dem mir ein Gefühl sagt ‚hol den Laptop raus‘. Daraus wird eine halbe Seite, stellenweise mehrere, sehr oft sitze ich vor dem Laptop und kriege meine Gedanken nicht gegriffen, obwohl sie sprudeln. Ich habe gelernt, dass sie dann noch nicht reif sind und ich erst an anderen Stellen weiterarbeite, bevor ich es dort noch einmal probiere. 

Wir machen eine kleine Zeitreise in das Jahr 2015. Bei vielen Gesprächen stand oft das Thema eines eigenen Buches im Mittelpunkt. Ich dachte immer, dass ich an einem Projekt wie diesem ganz schnell den Gefallen verlieren würde.

Beim Einkaufen ein paar Tage später fiel mir ganz zufällig ein besonders schönes Notizbuch auf. Es lag im Regal und stach unverzüglich aus der Menge des vielfältigen Angebots. Es schien, als wollte es mich finden und ich wusste sofort, dass es für ‚mein Buch‘ bestimmt war.

Zu Hause angekommen schrieb ich direkt drauf los. Meine Geschichte, alles rundum die Krankheit NF2. Bloß nicht zu viel nachdenken, einfach schreiben, was mir durch den Kopf ging. Besondere Situationen, Gespräche und meine Gedanken durften darin Platz finden. Zu dem Zeitpunkt schrieb ich just for fun, höchstens ein paar Freunde durften die neu dazukommenden Seiten lesen.

Aus dieser spontanen Idee wurde eine große Leidenschaft: das Schreiben. Alles, was ich in Worten nicht gut ausdrücken konnte, fiel mir über das Schreiben so viel leichter. Über die Jahre hinweg wurde es mein Ruhepol, mich abends an dieses Buch zu setzen, um es fortzuführen. Meine intimsten Gedanken kamen darin vor und ich hatte das Gefühl, für jeden, der es las, ein wenig Realität zu werden. Ich schrieb, um Vergangenes noch einmal stärker zu verarbeiten und zu reflektieren.
Ich schrieb, um Kraft zu tanken, zu heilen, loszulassen.




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